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Meditative Spielkirche in Niedergebra

„Den Kirchraum spielerisch entdecken“ ist das Motto von St. Nicolai in Niedergebra. Kata Adamek, Künstlerin aus Leipzig, schuf einen Ort, der behutsam den alten Kirchraum neu besetzt.

Adameks Kunstwerke sind der erste Schritt zu einem meditativen Spielplatz, der einmal eine ganze Kirche füllen soll – ob in Niedergebra oder an einem anderen Ort wiederaufgebaut, ist noch offen. Ihre Objekte sind als eine ergonomische Versuchsanordnung zu verstehen, die wachsen, sich verändern kann und darf. In der Auseinandersetzung mit dem Raum entwickelte Adamek zusammen mit Christian Poeck (Kommunikationswissenschaftler) und Michael Jaeger (Pfarrer in Leipzig) das Konzept einer „Oase der Ruhe“: ein Ort, an dem man entspannen und den Gedanken freien Lauf lassen kann.

Zwei hölzerne Kuben bilden die Grundstruktur ihrer Installation, die sie jeweils in eine Ecke des Saales neben dem Haupteingang platzierte. Der Hintergrund des einen Kubus’ ist mit handgenähter Schafswolle bespannt, davor hängen Äste aus Nussbaum-, Eichen-, Ahorn-, Pflaumen- und Wildkirschholz sowie eine Platte aus Bienenwachs, die sie aus ihrer polnisch-ukrainischen Heimat mitbrachte. Für Adamek ist der Bezug zur Natur und das Verwenden lokaler Materialien Grundlage ihrer künstlerischen Arbeit. Ihr Wunsch ist es, dass beim Musizieren mit dem Holz und Riechen am Wachs das Material mit allen Sinnen erfahrbar wird. Im anderen Kubus laden die Fläche der Schaukel, weiche Kopfkissen und der lockere Boden aus Holzschnitzen zum Verweilen und bewussten Denken ein.

Das Spiel ist eröffnet! In Niedergebra legen die engagierten Pfarrersleute und die Gemeinde viel Wert auf die Gemeindepädagogik; Kinder sind in der Kirche besonders willkommen. Der Raum, der hier entsteht, regt generationsübergreifend dazu an, die Spielräume in Gedanken und mit dem Körper zu nutzen.

Dass dieses Prinzip funktioniert, zeigt die Begeisterung, mit der die Niedergebraer in der Zeit nach der Eröffnung ihre neuen Objekte empfingen. Pfarrer Steinke lobte die Kunst und war fasziniert von der Anziehungskraft der Kuben. Lehrer aus den umliegenden Schulen machten Exkursionen zur Kirche und webten die Kunstwerke in ihren Schulunterricht ein. Doch am wichtigsten ist, dass es besonders die Kinder waren, die mit Freunde und Tatendrang das leblose Material mit ihrem Spiel aktivierten.

Adamek schuf so einen Spielplatz der Sinne, einen Raum für die Freiheit der Gedanken und gemeinsamer Interaktion, der die ursprüngliche Funktion eines Kirchraumes ergänzt, aber nicht in Konkurrenz zu ihm tritt.

ANSPRECHPARTNER*INNEN

Kirchgemeinde Niedergebra
Pfarrer Michael Steinke

Regina Englert (Kirchenkreis Südharz, Öffentlichkeitsarbeit und Gemeindemitglied)
englert_mr@t-online.de